Halloween 2024 ist vorbei und das Projekt Aspienaut geht live.
In den letzten Monaten habe ich sehr viel Zeit, Energie und Geld in dieses Projekt gesteckt und fühle mich fast wie in der TV-Werbung eines deutschen Baumarktes „Mach es zu Deinem Projekt“.
Mein Projekt – im Allgemeinen
„Mein Projekt“ ist nicht weniger als mein Leben – und ob es exhibitionistische Züge sind, der Hang zum Overtelling / Oversharing, oder netter Formuliert „Mitteilungsdrang“, vermag ich weder zu sagen, noch einzuschätzen.
Manchmal mag meine Formulierung wenig Business-Like rüberkommen, aber ich möchte mit dem Projekt auch keine zu starke Abgrenzung von mir machen und nur noch den Anzug-Mann mimen.
Das Projekt fühlt sich wie eine Befreiung an und ich bezweifle, dass meine Art des Umgangs mit den Themen ADHS und Asperger-Syndrom für jeden geeignet ist, aber ich bin davon überzeugt, dass es leichter ist, wenn man verschiedene Perspektiven sieht.
Wer von uns, der spät diagnostiziert ist, hat denn vorher schon nennenswerte Kontakte zu anderen Betroffenen? Nach der Diagnose fangen nicht wenige Personen an, sich tiefer mit der Materie zu befassen und andere Kontakte zu suchen. Ich bin also hier eher die Regel als die Ausnahme.
Da nicht jeder für den direkten Austausch gemacht ist, auch nicht für Foren, oder Videos, können Blogs immer eine Möglichkeit sein, wie jemand von den Erfahrungen einer anderen Person lernen kann. Dies ist eine Säule von ASPIENAUT©.
Consulting, Beratung, Coaching…
Die nächste Säule ist Beratung, Coaching und Support von Angehörigen – aber nicht nur. Auch Arbeitgeber, Kollegen und Fortgesetzte, möchte ich unterstützen.
Ich bin Autismus-Muttersprachler und spreche fließend Neurotypisch – mit ein paar Probleme an der einen oder anderen Phase.
In der Diagnostik machte es dieser Umstand sogar etwas komplizierter. Sowohl im Hinblick auf meine Gesprächsdynamik, also Tonalität und Modulation, Mimik, als auch Reaktionen und Spiegelung meines Gegenübers, deutet nichts auf Autismus hin. Dies sind alles Verhaltensweisen, die man erlernen kann – und es scheint, als wäre ich hierin richtig gut. Das andere ist aber, wie ich denke, wie es in mir aussieht und was ich für ein sensorisches Empfinden habe. So ändert der perfekt gespielte Anschein – also das Masking – also nicht daran, wie mein Erleben und Denken gestaltet ist.
Hier ist wichtig anzumerken, dass ich mich seit meiner Diagnose manchmal absichtlich etwas dumm stelle. Nicht weil ich nicht wüsste, was mein Gegenüber sagt, sondern weil ich dezent darauf hinweisen will, dass bei neurodivergenten Personen, etwas ganz anderes ankommt, als gerade ausgedrückt wurde.
Mein Lieblingswort des Jahres: Awareness. Mit diesem „nein, da passe ich mich jetzt nicht an“ versuche ich mein neurotypisches Gegenüber darauf aufmerksam zu machen, dass eine Aussage oder Interpretation bei mir nicht so ankommt. Keine Frage, das meiste verstehe und interpretiere ich richtig – aber wenn es um den ersten Aufschlag in meinem Gehirn geht, ist dieser immer anders.
Von wörtlichen zum Projekt…
Dabei entstehen auch sehr lustige Anekdoten und Bilder – und auch diese möchte ich gerne künftig mit Euch teilen.
„lasst uns eine Brücke schlagen“
P. Neumann
Kommt in meinem Kopf als erstes sehr wörtlich an – und das gilt für nahezu alles!
Da ich das eine Denken habe, aber das andere Denken nachvollziehen kann, supporte ich Menschen sowohl bei der Variante andere Gedankenwege zu gehen als auch bei dem direkten Verständnis. Jeder Mensch geht immer davon aus, dass man instinktiv immer von derselben Sachen spricht – manchmal ist es aber nur die gleiche, in anderen Fällen aber auch eine ganz andere.
So viel von mir heute, am 01.11.2024 – der Tag, an dem die Seite live geht!
Ciao
Daniel – ein Aspienaut©